Drei Wahlprüfsteine zur Mietenpolitik

„Als Mietenbündnis, dass sich insbesondere für das Menschenrecht auf Wohnen einsetzt sind wir vor allem daran interessiert, welche Vorstellungen Sie über eine künftige sozial und ökologisch nachhaltige Wohnungs- und Mietpolitik haben. Gerne würden wir noch rechtzeitig vor den Wahlen die Mieter*innen in Freiburg hierüber informieren. – Deshalb bitten wir Sie, uns zeitnah, mindestens folgende drei Fragen zu beantworten:

  1. Was sind Ihre wichtigsten miet- und wohnpolitischen Pläne und Ideen?
  2. Werden Sie sich für einen landesweiten Mietendeckel, nach dem Beispiel Berlin, auch in Baden-Württemberg einsetzen?
  3. Was halten Sie von dem geplanten Verkauf der Stadtbau-Wohnungen in der Sulzburger Straße 15 -19? Wie stehen Sie überhaupt zu dieser Politik der Privatisierung von ehedem öffentlich geförderten Sozialwohnungen?“

Dies sind die Antworten von Kandidaten zur Landtagswahl am 14. März 2021:

Frage:

  1. Was sind Ihre wichtigsten miet- und wohnpolitischen Pläne und Ideen?

 Grüne, Nadyne Saint-Cast / Wahlkreis 47

Wir wollen bezahlbaren und ökologischen Wohnraum für alle schaffen. Wir wollen eine nachhaltige Siedlungsentwicklung mit lebendigen Orts- und Quartiersmitten und einer Reduzierung des Flächenverbrauchs voranbringen. Freiburg als Stadt der kurzen Wege zeigt, wie eine solche Innen vor Außenentwicklung funktionieren kann. Denn unser Ziel ist, dass wir den Flächenverbrauch zugunsten von Natur- und Artenschutz reduzieren. Auch in Baden-Württemberg ist der Flächenverbrauch für den Wohnungsbau noch zu hoch.

Wir wollen zudem die ökologischen Baustoffe, wie z.B. Recyclingbetong und Holz voranbringen. Mit den landeseigenen Gebäuden wollen wir hier voranschreiten. Und wir wollen barrierefreies Wohnen vorantreiben. Wichtig ist mir, dass wir gemeinwohlorientierte Wohnungsbauakteure, wie z.B. kommunale Wohnungsbauunternehmen, Genossenschaften und Mietshäusersyndikate stärken und die öffentlichen Flächen vornehmlich an solche Akteure vergeben. Denn die Preissteigerung bei Grund und Boden ist der zentrale Grund, warum Wohnen in vielen baden-württembergischen Städten immer teurer wird. Die Vergabe von öffentlichen Flächen in Erbpacht ist ein weiteres sinnvolles Instrument, um die Preisspirale nach oben zu durchbrechen.

CDU, Manuel Herder / Wahlkreis 46

Aus meiner Sicht ist der Wohnungsbau durch Unternehmen, die öffentliche Hand und der private Wohnungsbau wichtig. Es war schon immer das Ziel der CDU, Vielen die eigene Wohnung oder das eigene Haus zu ermöglichen. Ich halte diese Forderung auch heute für aktuell. Bei den derzeit günstigen Zinsen könnten Bürgschaften und Finanzierungshilfen zahlreichen Menschen besonders gut zu den eigenen vier Wänden verhelfen.

SPD, Gabi Rolland / Wahlkreis 47

Ich will, dass das Land eine eigene Wohnbaugesellschaft einrichtet, die auf landeseigenen Grundstücken selbst kostengünstig bauen kann, aber auch kleineren und mittleren Gemeinden dabei unterstützen kann gute Quartiere kostengünstig mit hoher Aufenthaltsqualität zu bauen. Wir wollen bis 2026 in BW 500.000 Wohnungen bauen. Dabei wollen wir eine gute Mischung zwischen geförderten Mietwohnungsbau und frei finanziertem Wohnungsbau. Die Sozialbindung soll mindestens 30 Jahre betragen, langfristig aber auf 60 Jahre ausgeweitet werden.

Wir wollen auch die Grundsteuer C auf baureife Grundstücke anwenden. Ferner wollen wir, dass niemand mehr als 30% seines Nettogehaltes für die Nettokaltmiete ausgeben muss. Dazu gibt es verschiedenen Möglichkeiten wie die Mietpreisbremse, aber auch den Mietendeckel.

Darüber hinaus bedarf es schärferer Reglungen für die Zweckentfremdung und die sozialen Erhaltungssatzungen. Es hat sich gezeigt, dass diese Instrumente hilfreich sind, sie können aber noch verbessert werden. Übrigens stammt die erste öffentliche Liste über zweckentfremdeten Wohnraum von der Stühlinger SPD.

 Die Linke, Pascal Blank / Wahlkreis 46

Die oberste Priorität muss sein, dass der Anspruch für jede und jeden geeigneten, bezahlbaren und barrierefreien Wohnraum zur Verfügung zu stellen umgesetzt wird. Wichtig ist hierbei, dass bezahlbar nicht ausschließlich bedeutet, dass die Mietkosten das Einkommen nicht überschreiten.

Das Recht auf Wohnen darf nicht gegen andere Rechte wie beispielsweise auf soziale Teilhabe oder Gesundheit abgewogen werden. Es ist kein Zeichen gelungener Wohnungspolitik, wenn ein Großteil des Einkommens an den Vermieter oder die Vermieterin geht und für Freizeitaktivitäten,  Kultur oder auch eine gesunde Ernährung nicht mehr ausreichend Geld übrigbleibt. Genau dies ist aber aktuell die Realität. Diese Probleme durchziehen unsere Gesellschaft, sodass nicht nur Menschen mit geringen Einkommen Probleme bei der Suche nach bezahlbarem Wohnraum haben, sondern auch Menschen mit mittleren Einkommen. Zudem ist dieses Problem nicht auf Städte begrenzt, sondern auch im ländlichen Raum existent. Dieses Problem ist lösbar und es ist höchste Zeit, dass wir es angehen. Dafür braucht es politische Antworten, da die letzten Jahrzehnte gezeigt haben, dass der Markt diese Probleme nicht löst. Dass Großkonzerne aus dem Recht auf Wohnen ein Geschäftsmodell machen und Bürger*inneninteressen dabei keinerlei Relevanz haben ist ein Zeugnis von politischem Versagen. Um diesen Problemen entgegenzuwirken brauchen wir mehr sozialen, energieeffizienten und barrierefreien Wohnungsbau, bei welchem das Land die Kommunen durch eine Landeswohnbaugesellschaft unterstützen muss. Wir wollen, dass pro Jahr 70.000 neue Wohnungen, von denen 30.000 Sozialwohnungen sind, gebaut werden. Zudem muss die Modernisierungsförderung an eine Mietpreisbindung gekoppelt sein, um steigende Mieten zu verhindern.

Weiterhin sind wir der Überzeugung, dass das Land Baugenossenschaften und soziale Wohnprojekte mehr unterstützen muss. Auch wollen wir uns entschlossen gegen Gentrifizierung stellen, denn dies benachteiligt ärmere Menschen und spaltet die Gesellschaft. Um es kurz zu machen: unser Land braucht eine neue Wohngemeinnützigkeit. Und da kommt es auf die Interessen der Bürger*innen an und nicht von Konzernen wie Vonovia und Deutsche Wohnen.

 Die Linke, Imke Pirch / Wahlkreis 47

Ich erwische mich immer wieder, wie ich das Wort „Wohnungsmarkt“ verwende und zucke jedes Mal zusammen und ärgere mich darüber wie normal das geworden zu sein scheint. „Wohnen“ und „Markt“ geht eben nicht zusammen! Denn der Anspruch ist, dass jeder und jede einen geeigneten, bezahlbaren Wohnraum hat. Geeignet bedeutet für mich, dass nicht ein Großteil des Einkommens direkt weiterfließt auf das Konto der Vermieter*in. Das ist nicht geeignet, denn Wohnen und damit verbunden auch Sicherheit, soziale Teilhabe und Gesundheit (körperlich, psychisch und sozial) dürfen keinem Menschen verwehrt werden und sich somit auch nicht gegenseitig ausschließen. Das heißt, wenn z.B. eine alleinerziehende Frau fast die Hälfte ihres Gehalts alleine für die Miete aufbringen muss und dann kein Geld mehr dafür da ist, dass sie ihre Kinder in einem Sportverein anmelden kann, mit ihnen in ein Theater gehen kann oder gar täglich mit frischen Obst und Gemüse zu kochen, dann schränkt das in der sozialen Teilhabe und der Gesundheit ein.

Fakt ist, dass es viele Menschen gibt, denen es so ergeht. Jedes fünfte Kind und bei Kindern aus Familien mit einer Migrationsgeschichte ist es sogar jedes dritte Kind das in Baden-Württemberg in Armut lebt. Armut kann beendet werden und Wohnen ist dabei einer der wichtigen Bereiche in denen die Politik tätig werden muss, um soziale Ungleichheiten zu beheben. Ich möchte betonen, dass nicht nur Menschen mit geringen Einkommen kaum bezahlbaren Wohnraum finden, sondern auch solche mit mittleren Einkommen. Es betrifft Menschen in sozialen Berufen, Studierende, Auszubildende, alte Menschen, Menschen mit körperlichen Einschränkungen, die auf barrierefreie Bauten angewiesen sind, es betrifft nicht nur Menschen in der Stadt, sondern auch auf dem Land.

Fazit: Unser Ziel ist bezahlbarer, geeigneter Wohnraum (d.h. auch in einem geeigneten Zustand) für alle! Der Markt regelt es nicht! Und es ist politisches Versagen zuzulassen, dass sich Immobilienhaie und große Konzerne daran bereichern, während andere aus Sorgen wegen Mietschulden krank werden. Wohnungen und Häuser dürfen nicht zu Spekulationsobjekten werden. Das Land Baden-Württemberg hat sich hier zu Schulden kommen lassen 21.500 landeseigene Wohnungen der LBBW-Bank unter grün-rot verkauft zu haben. Gleichzeitig hat sich quasi nichts im Bereich der Wohnungsbaugenossenschaften und sozialen Wohnungsbau getan und der Leerstand und Zweckentfremdung wird toleriert. Dagegen werden wir im Landtag geeignete Mittel installieren.

Wir brauchen mehr sozialen barrierefreien und energieeffizienten Wohnungsbau und das Land muss die Kommunen darin durch eine Landeswohnbaugesellschaft unterstützen. Um die soziale kommunale Wohnungspolitik zu fördern sollen öffentliche Böden für Wohnbauprojekte vorrangig in Erbpacht vergeben werden. Wir wollen 70.000 neue Wohnungen im Jahr, davon 30.000 Sozialwohnungen! Dafür müssen die Fördermittel deutlich erhöht werden. Die Modernisierungsförderung muss an eine Mietpreisbindung koppelt sein, um Mietsteigerungen zu verhindern.

Vor einiger Zeit habe ich mit Freund*innen ein Wohnprojekt gründen wollen. Unsere Argumentation war, dass wir es vorziehen in einer Gemeinschaft zu leben, als isoliert von einander. Der ökologische Fußabdruck vergrößert sich massiv, wenn jeder und jede für sich eine große Fläche beansprucht und diese beheizen und unterhalten muss, durch immer mehr neue Bauten mehr Boden versiegelt wird, usw. Wir argumentierten daher, dass es Sinn macht Wohnfläche zu teilen. Wir stießen auf viele taube Ohren. Es geht aber vielen Menschen wie uns und ich halte das für unterstützenswert. Das Land muss Baugenossenschaften und soziale Wohnprojekte mehr unterstützen. Kommunen sollen dabei selbst Höchstmieten festsetzen dürfen. Wir brauchen eine neue Wohngemeinnützigkeit! Und da haben Akteure wir Vonovia und Deutsch Wohnen nichts drin zu suchen.

 FDP, Marianne Schäfer / Wahlkreis 46 + 47

Um Mieten nachltig zu senken muss sich das Angebot der Nachfrage anpassen. Da heißt es muss insbesondere in den Ballungsräumen mehr gebaut werden. Dazu muss einerseits Bauen wieder attraktiver werden und andererseits müssen auch innovative Konzepte zur Nachverdichtung genehmigt werden. Wir sehen bspw. Potenzial bei der Überbauung von Garagen mit Tiny Houses oder der Aufstockung auf Supermärkten und anderen einstöckigen Gebäuden, wie es ja bereits auch durchgeführt wird.

 Die Partei, Dita Whip / Wahlkreis 47

Wie schon mein Wahlprogramm erkennen lässt, habe ich eine komplett (a)soziale Haltung gegenüber dem Leid der (Ver)Mietenden. Sozialwohnungen und Sozialbauquoten sind (viel zu) sozial und gehören deshalb (aus/ab)gebaut. Neubauprojekte sollten demnach (dem/nicht dem) Finanzteufel dienen. Allerdings sehe ich, je (a)sozialer der Wohnungsmarkt wird, desto mehr wird die Gruppe der (Ver)Mietenden bedroht und fordere massive finanzielle Unterstützung! Städtische Gebiete werden in diesem Rahmen nicht um Nachverdichtung herumkommen. Allerdings sollten dabei (auf keinen Fall) die Bedürfnisse der Anwohnenden berücksichtigt werden.

 Frage:

  1. Werden Sie sich für einen landesweiten Mietendeckel, nach dem Beispiel Berlin, auch in Baden-Württemberg einsetzen?

Grüne, Nadyne Saint-Cast / Wahlkreis 47

Mit der Mietpreisbremse haben wir als Grüne ein Instrument eingeführt, um bezahlbaren Wohnraum zu schützen und Mieterhöhungen auszubremsen. Die Mietpreisbremse gilt in 89 Kommunen in Baden-Württemberg. Zudem haben wir in diesen Kommunen die Kündigungssperrfrist von drei auf fünf Jahre verlängert, um die Mieter*innen zu schützen, wenn aus einer Mietwohnung eine Eigentumswohnung wird. Für bestimmte Stadtgebiete muss aufgrund der Umwandlungsverordnung eine Genehmigung erteilt werden, wenn eine Mietwohnung in eine Eigentumswohnung umgewandelt wird. Wenn Wohnungen neu vermietet werden, darf der*die Vermieter*in in diesen 89 Kommunen maximal zehn Prozent mehr als die ortsübliche Vergleichsmiete verlangen. Bei bestehenden Verträgen darf die Miete nur noch um 15 Prozent innerhalb von drei Jahren erhöht werden.

Wir sind überzeugt: Wohnungen sind zum Wohnen da. In angespannten Wohnungsmärkten müssen wir sie wirksam vor Zweckentfremdung schützen. Darum haben wir Anbietern wie Airbnb mit einem Zweckentfremdungsverbotsgesetz Grenzen gesetzt. So verhindern wir, dass aus Wohnungen dauerhafte Pensionen werden. Zudem haben wir Gemeinden ermöglicht, Vermieter*innen von Ferienwohnungen zu einer Registrierung zu verpflichten. Das schafft mehr Transparenz und Rechtssicherheit – sowohl für Kommunen als auch für Betreiber*innen von digitalen Vermittlungsplattformen.

 CDU, Manuel Herder / Wahlkreis 46

Jedes Gesetz, jede Verordnung, jede Maßnahme sollte vorher und während der Gültigkeit auf die Auswirkungen geprüft werden. Ich kann nicht erkennen, dass ein Mietendeckel zu besseren und günstigeren Wohnungen führt, ich weiß aber sehr wohl das Wettbewerb zu besseren und günstigeren Wohnungen führt. Deshalb lehne ich den Mietendeckel ab und fordere stattdessen mehr Wettbewerb.

 SPD, Gabi Rolland / Wahlkreis 47

Ja.

 Die Linke, Pascal Blank / Wahlkreis 46

Ja. Es ist eines unserer vorrangigen Ziele eine Mietendeckel zu erwirken und dafür die gesetzliche Grundlage zu schaffen, sobald wir in den Landtag einziehen. Um einen Mietenstopp für die nächsten sechs Jahre durchsetzen zu können möchten wir einen Volksantrag mit Mietenbündnissen und sozialen Initiativen einbringen. Für die 70.000 benötigten Unterschriften brauchen wir Ihre Unterstützung. Durch die Corona-Pandemie sind diese Pläne etwas ins Stocken geraten, wir würden jedoch gerne gemeinsam mit Ihnen weiter diesem Ziel nachgehen. Abgesehen von diesem Volksbegehren fordern wir ebenfalls mehr Mieter*innenbeteiligung in Form von mehr Mieter*innenbeiräten.

 Die Linke, Imke Pirch / Wahlkreis 47

Einen Mietendeckel zu erwirken, ist eines der Hauptanliegen. Dafür die gesetzliche Grundlage zu schaffen ist eine der vorrangigsten Aufgaben sobald wir im Landtag vertreten sind. Für das Anliegen eines Mietenstopps für die nächsten sechs Jahre brauchen wir Ihre Unterstützung, denn wir möchten einen Volksantrag mit Mietenbündnissen und sozialen Initiativen einbringen. Dafür benötigen wir 70.000 Unterschriften. Corona hat diese Pläne leider ausgebremst. Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten. Was sind Ihre Gedanken dazu? Mieter*innenbeteiligung über solche Volksbegehren hinaus, in Form von Mieter*innebeiräten, ist mir ein besonderes Anliegen. Sie können am Beispiel der Häuser Auggener Weg 2-6 sehen, was Sie als Bürger*innen bewirken können, wenn Sie sich organisieren. Das war sicherlich mit großen Anstrengungen verbunden und es ist beispielhaft für die Privatisierung durch Konzerne wie Vonovia, dass so etwas nötig ist, weil diese Unternehmer*innen solche Zustände überhaupt aufkommen lassen. Es sollte mehr Mieter*innenbeiräte geben.

 FDP, Marianne Schäfer / Wahlkreis 46 + 47

Nein, denn wir sehen gerade in Berlin, dass der Mietendeckel ehr zu einer weiteren Verknappung des Angebots führt. Zudem bringt er vorwiegend denen etwas, die heute bereits teuren Wohnraum mieten, während er am unteren Ende des Spektrums nur geringe oder auch gar keine Entlastung bringt. Also ist ein Mietendeckel zutiefst unsozial und verschärft das Problem der Wohnraumknappheit, statt es zu lösen.

 Die Partei, Dita Whip / Wahlkreis 47

Hierzu ist meine Aussage ganz klar: Ich fordere eine radikale Mietpreis(bremse/beschleunigung).  *Eindeutigkeitszwinkern

Frage:

  1. Was halten Sie von dem geplanten Verkauf der Stadtbau-Wohnungen in der Sulzburger Straße 15 -19?

Wie stehen Sie überhaupt zu dieser Politik der Privatisierung von ehedem öffentlich geförderten Sozialwohnungen?

 Grüne, Nadyne Saint-Cast / Wahlkreis 47

Ich finde es richtig, dass auch Mieter*innen in Weingarten die Möglichkeit erhalten, Eigentum zu erwerben. Wir Grüne haben im Aufsichtsrat der Stadtbau dem Verkauf dieser Stadtbauwohnungen zugestimmt. Ich persönlich habe bis zum Eintritt ins Grundschulalter mit meiner Mutter und meinem Bruder in Weingarten gelebt. Ich bin davon überzeugt, dass eine stärkere soziale Mischung Weingartens nicht nur durch gute Bildungseinrichtungen, sondern auch durch eine Mischung in der Wohnstruktur erreicht werden kann. Für eine stärkere soziale Mischung Weingartens ist es aus meiner Sicht sinnvoll, dass Menschen dort auch Eigentum erwerben können und der Eigentumsanteil steigt. Denn dieser liegt in Weingarten deutlich unter dem städtischen Durchschnitt.

 CDU, Manuel Herder / Wahlkreis 46

Ich gehe davon aus, dass ein öffentlicher Träger sich seines Auftrags und seiner Verantwortung sehr bewusst ist. Eine Privatisierung muss also eine sehr gut begründete Einzelfallentscheidung sein.

 SPD, Gabi Rolland / Wahlkreis 47

Nichts – übrigens wie auch ein Teil der SPD-Gemeinderatsfraktion. Ich meine so viel wie möglich Wohnungen sollten in öffentlicher Hand sein.

 Die Linke, Pascal Blank / Wahlkreis 46

Generell kann ich allerdings sagen, dass ich Pläne dieser Art, wie sie beispielsweise in der Sulzburgerstraße verfolgt werden, nicht für richtig halte. Ich bin der Ansicht, dass wir mehr sozial geförderte Wohnungen brauchen und nicht die, die es bereits gibt in Eigentumswohnungen umwandeln sollten. An sich ist die Idee einer Durchmischung verständlich. Dafür sollte neu und energieeffizient gebaut werden. Der 50% Beschluss ist meiner Ansicht nach ein geeignetes Mittel, wenn er konsequent umgesetzt wird und keine Schlupflöcher für private Investor*innen bleiben.

In der Überführung von öffentlichem in privates Eigentum sehe ich die Enteignung der Gemeinheit zum Wohle einiger Weniger. Aus diesem Grund ich lehne die Privatisierung von öffentlich geförderten Sozialwohnungen ab.

 Die Linke, Imke Pirch / Wahlkreis 47

Zu den Plänen in der Sulzburgerstraße kann ich sagen, dass ich das für falsch halte. Wir brauchen mehr sozial geförderte Wohnungen und dürfen nicht die, die wir schon haben in Eigentumswohnungen umwandeln. An sich ist die Idee verständlich so auch eine Durchmischung herzustellen. Um bezahlbare Eigentumswohnung anzubieten, sollte neu und energieeffizient gebaut werden. Ich halte den 50% Beschluss für ein geeignetes Mittel, wenn er konsequent umgesetzt wird und sich private Investoren nicht herauswinden können. Ich denke, in dem Schreiben wird meine Haltung gegen Privatisierung deutlich.

Es tut mir übrigens sehr leid, dass ich in meinem Schreiben, dass Sie vor einigen Wochen erreichte, so wenig Bezug zu Ihren Anliegen nehme. Ich hoffe, dass ich Ihnen durch die Beantwortung Ihrer Fragen ein besseres Bild von mir geben konnte und ich möchte betonen, dass ich jederzeit ansprechbar bin und hoffe, dass sie auch ansprechbar für mich, denn Sie sind die Expert*innen auf diesem Gebiet.

 FDP, Marianne Schäfer / Wahlkreis 46 + 47

Ich halte eine Politik, die versucht Menschen in Eigentum zu bringen für sinnvoll, da Eigentum zu finanzieller Unabhängigkeit führen kann und besser investiertes Geld ist, als ein Leben lang Miete zu zahlen. Gerade in Zeiten niedriger Zinsen, sollte es das Ziel von Politik sein, möglichst vielen Menschen, gerade auch im unteren Einkommensspektrum den Erwerb von Eigentum zu ermöglichen.

 Die Partei, Dita Whip / Wahlkreis 47

Der geplante Verkauf von sozialem Wohneigentum der Stadt Freiburg sehe ich als *hier Floskel einfügen*. Es ist nicht zu verdenken, dass die Stadt den Glauben des CDU (Club Deutscher Unternehmer) teilt und brav devot das Wirtschaftsgebet aufsagt: Sparen, Privatisieren und Monopolisieren. Legalité, Egalité, Rendité! Wer kann es denn der finanzgebeutelten Stadt übel nehmen? Menschen, die auf sozialen und bezahlbaren Wohnraum angewiesen sind, passen nun mal nicht zum scheinbar für die Zukunft angedachten Côte d’Azur-Stundenbordell-Mietniveau. Der Markt regelt das schon! So gesehen tut die Stadt also das einzig richti….. oh, entschuldigen Sie bitte! Ich habe hier aus versehen die Rede für den Lobbyverbund der FDP und CDU nahen Wirtschafts- und Sozial Selbstbereicherer*Innen zitiert. Ich meine natürlich: Ob denen jemand ins Hirn geschissen hat Stadtbau Wohnungen zu privatisieren? Ist ja nicht so, als ob es die verkackteste Idee aller Zeiten ist in einem eh schon von Zuwachs und Mietwucher in die Schieflage geratenen Wohnungsmarkt, noch mehr zu privatisieren! Lasst die Finger von den Sozialwohnungen, die meisten Menschen können sich eben keine Mieten leisten bei denen Investmentfutzis* Einnahmezuwachserektionen bekommen. Entschuldigen Sie bitte diesen Ausbruch von Realpolitik mit einfach Worten. In Zukunft werde ich mich bemühen den geehrten Wahlvieh wieder Aussagen in gewohnt eindeutiger Uneindeutigkeit zu präsentieren. Ich würde Sie in diesem Zuge auch gern noch auf den Punkt Wohnen in meinem Wahlprogramm aufmerksam machen. In diesem steht das Folgende: Gemäß der Devise „Wenn die Mieten zu teuer sind, dann muss man sich halt ein Haus kaufen!“ stehe ich für klassischen Monopoly-Kapitalismus am Wohnungsmarkt. Denn, wo eben noch vier Häuser standen, kann morgen auch schon ein Hotel viel mehr Rendité erzeugen! So können dann Tourist*Innen aus aller Welt die lokale Szenerie genießen, während große Konzerne die Innenstädte mit Kettenfilialen zupflastern und Mietpreise für Normalverdienende unbezahlbar werden. So verbessert man nachhaltig das Stadtbild und beseitigt den wirklich unansehnlichsten Anblick für Investor*Innen: Lokal Ansässige. Ich halte NICHTS* von einer Mietpreisbremse, denn sie ist unfair gegenüber der „Freiheit der Vermietenden“, Geld auf dem Rücken des schwer malochenden Packs zu verdienen! Wie könnte ich es wagen, diesen so finanziell gebeutelten Menschen ihren vierten – unfassbar nötigen – Urlaub im Jahr zu vermiesen?! Man muss einfach daran denken: Vermietende haben sich so lange daran gewöhnt, in ihrem Leben durch Nichtstun ein Einkommen zu generieren, wer will die am Ende auf dem Jobmarkt noch haben? [*NICHTS kann natürlich alles oder eben auch nichts heißen. Da ich mich allerdings selbst als Teil des „schwer malochenden Packs“ sehe, sollte doch klar sein, was ich mit nichts meine: ALLES(?)] Viel mehr gehören WGs und soziale Wohnprojekte enteignet! Es gibt ja nun wirklich genug (Wohn-)Parkplätze, auf denen die Aussicht wunderbar, die Lage enorm zentral und ein Anwohnerparkausweis viel günstiger ist als die Miete! Die so frei werdenden Wohnungen könnten aus den kommunistischen Klauen der Sozialwohnklauseln gerissen, renoviert, gentrifiziert und viel teurer vermietet werden. Am besten an reiche Singles wie Philipé Ämthör, die dank smarter Verbindungen auch genügend finanzielle Liquidität für Mieten des Côte d’Azur-Stundenbordell-Niveaus besitzen. Wenn wir dies alles erfolgreich umsetzen, haben wir die Freiburger Innenstadt endgültig so wie es sich die lärmscheuen Alt-Anwohner*Innen doch so sehr wünschen: Ruhig, seelenlos, menschenleer und scheintot ab 13:00 Uhr!